Außergewöhnliches, einteiliges Ballkleid, ca. 1898. Gewebetes Label: “Worth, Paris”. Nr. 48661. Auf dem Label ist der Name angebracht: Morgan. Das Kleid stammt aus dem Besitz von Frances Louisa Tracy Morgan. Der Stoff des Kleides ist sehr viel älter als das Kleid selbst. War älterer Stoff vorhanden und konnte sich die Kundin den Stoff leisten, dann wurde alter Stoff für außergewöhnliche Kleider verarbeitet. Dieser Stoff dürfte aus dem 18. Jahrhundert stammen. Aufwendig polychrome bestickte Moiré-Seide mit Metall- und Seidenfäden. Florales Motiv und Schmetterlinge. Puffärmel, die in langen „Engel-Ärmel“ auslaufen. Perlenringe an den Ärmeln. Plissiertes Mieder/Oberteil. Rock, der in einer kleinen Schleppe ausläuft. Rückwärtiger Verschluss. Zusammen mit zwei quadratischen, grünen Fächern, vergoldete Bambusgriffe, goldene Quasten, Stickereien. Die Fächer sind in einer Worth-Schachtel mit der Aufschrift: „Fächer für das phantasievolle Kleid ‚Venedig‘“. Das Kleid in gutem bis sehr gutem, antikem Erhaltungszustand. Das Innenfutter im Bereich der Schultern ist etwas gerissen, einige Risse in der Seide, vor allem an den Knickkanten, ganz wenig Verlust im Bereich der Metallfäden-Stickereien, Oberteil im Bereich der Taille repariert, im Bereich des rückwärtigen Verschlusses fehlt wohl ein wenig Tüll. Fächer und Schachtel sind in sehr gutem Erhaltungszustand. Provenienz: Metropolitan Museum of Art. Die Dekoration ist nicht inbegriffen.
Frances Louisa Tracy (1845-1924) war die zweite Ehefrau des US-Unternehmers und Bankiers John Pierpont Morgan, besser bekannt als J.P. Morgan. Sie war eine New Yorkerin, die eher das zurückgezogene soziale Leben mit ihren vier Kindern und wenigen Freunden schätzte. Ihr Mann dagegen führte ein glamouröses Jet-Set-Leben mit viel Arbeit, aber auch vielen Feiern. Für eine dieser Bälle/Feiern ist dieses Kleid wohl für Mrs. J.P. Morgan von Worth in Paris angefertigt worden.
1858 eröffnete Charles Frederick Worth sein Modehaus in der Rue de la Paix in Paris. Sein Unternehmen hatte sehr schnell Erfolg. Worth schmeichelte seinen Kundinnen mit luxuriösen Materialien und sorgfältigem Schnitt. Worths Ruf war so gut, dass er Kunden sogar ablehnen konnte. Seine Modelle waren so teuer, dass sie selbst von sehr begüterten Kundinnen jeweils nach der neuesten Mode umgeändert wurden. Worth revolutionierte mit seiner Art der Kleiderproduktion die Modeindustrie. Er war der erste Modeschöpfer, der mehr als Künstler denn als Handwerker verstanden wurde. Darüber hinaus war sein Einfluss auf die Mode insgesamt sehr groß. Schon 1867 schuf Worth ein Vertriebsprogramm, das ausländischen Einkäufern den Erwerb von Schnittmustern ermöglichte. Entsprechend seinem künstlerischen Selbstverständnis war in Worths Modelle sein Namensschild eingenäht. Seine Mode war außerdem „komplett“, wenn sie sein Atelier verließ; anders als bei anderen Schneidern und Schneiderinnen war nicht vorgesehen, dass seine Kleidung von einer Modistin mit Accessoires aufgeputzt wurde. Worth bezog seine zwei Söhne Gaston und Jean-Philippe mit in das Geschäft ein, die das Modehaus auch nach Worths Tod weiterführten. Im Jahre 1956 wurde das Haute-Couture-Atelier in Paris geschlossen, die Dependance in London folgte Anfang der 1970er Jahre (Quelle: Wikipedia).
Brust: ~ 87 cm
Taille: ~ 65 cm
Länge vorne: ~ 155 cm
Länge hinten: ~ 165 cm
Fächer: ~ 18 x 18 cm mit einem 50 cm langen Griff