Die letzten Jahre des 18. Jahrhunderts waren durch Unruhe und Veränderung gekennzeichnet. Die Kleidung orientiert sich weniger am höfischen Stil, sie wurde zwangsloser und ländlicher. In Frankreich fand auch der revolutionäre Geist seinen Ausdruck in der Mode. Die Kleider wurden schlichter; man trug einfarbige oder bedruckte Baumwollkleidung, die nun endlich auch waschbar war; die Taille rutscht höher und kündigt die Entwicklung der Empire-Silhouette und des klassizistischen Stils der 1790er-Jahre an.
Diese Pierrot-Jacke stammt aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, ca. 1780-1790. Sie ist aus rot gestreifter Seide hergestellt. In Falten gelegter, tief ausgeschnittener Halsausschnitt. Sehr filigrane Betonung dieses Ausschnittes. In der damaligen Zeit trug die Frau ein Fichu, um den Brustbereich zu bedecken. Im Rückenbereich mit Stäben aus Fischbein verstärkt. Kleines Schößchen. Innen mit einem Leinenstoff abgefüttert. Vorderer Verschluss mit Haken und Ösen. Für das Alter und die Empfindlichkeit der Seide: sehr guter Erhaltungszustand. Tragespuren am unteren Rand. Ein paar winzige Risse in der Seide. Die Dekoration (Schmuck und Spitzeneinsatz) ist nicht im Lieferumfang inbegriffen.
Zum Begriff Pierrot-Jacke: Pierrot bedeutet auf Französisch „Spatz“. Dank der starken Betonung der Brust und dem kleinen Schößchen hinten sahen die Frauen aus wie „kleine Vögel“. Die Assoziation zum Sperling lag dann (vielleicht) nahe.
Ein ähnliches Bild haben mir im Buch gefunden: Fashion. Eine Modegeschichte vom 18. bis 20. Jahrhunderts (Die Sammlung des Kyoto Costume Institute).